Wie jedes Jahr ziehen die grossen Schweizer Zirkusse mit ihrer Menagerie durchs ganze Land und beenden im Herbst ihre Tournee im Tessin. Lichter, Farben, Musik und Fröhlichkeit... in den Käfigen und unter dem Zelt jedoch das monotone Hin und Her der grossen Raubkatzen, das zwanghafte Schaukeln der Elefanten und Bären und die verstörten Schreie der Affen: Alles Ausdruck äussersten Unbehagens. Das Leben der Zirkustiere ist ein psychologischer Terror: Isoliert von ihren Artgenossen, lebenslang eingesperrt, fern ihres natürlichen Lebensraums und Klimas, ständig unterwegs und zu den immer gleichen Arbeiten gezwungen, so können sie ihren Instinkt und das jeder Tierart eigene Sozialverhalten nicht leben. Tiere, die in der Natur jeden Tag mehrere Kilometer weit laufen, werden in wenige Quadratmeter grosse Käfige gesperrt. Oft führt das zum Wahnsinn, nicht selten gar zum Tod. Auf das Thema der grausamen Dressurmethoden wie Schläge, Peitschenhiebe und Elektroschocks wollen wir schon gar nicht eingehen: Die grossen Schweizer Zirkusse, sagen natürlich dass sie davon absehen, dennoch gibt es viele Zirkusse unterschiedlichster Grössen und Professionalität, die ihre Tiere ausbeuten, und es ist nicht ausgeschlossen, dass es auch bei uns Fälle von solchen Misshandlungen gibt. Wenn das Zirkuspersonal von den Medien interviewt wird, erklärt es, seine Tiere zu lieben und sie mit grösster Sorge und Hingabe zu behandeln. Natürlich tun sie alles um Arbeitsinstrumente, in die sie viel Zeit und Geld investiert haben, nicht zu schädigen und zu verlieren.

Doch wie viel Liebe und Pflege können das Wertvollste, was Tier und Mensch haben, nämlich die Freiheit, aufwiegen? Mit unseren Kindern gehen wir gern in den Zirkus, um exotische Tiere anzuschauen, aber das Schauspiel gefangener Tiere, die hin und hergehen oder lustlos im Käfig liegen, ist nicht nur unpädagogisch, sondern auch äusserst traurig: Es zeigt den Kindern ein falsches Bild der Natur und die gewalttätige Arroganz des Menschen gegenüber Lebewesen, die sich nicht wehren können. Didaktisch ist ein gesunder Spaziergang in einem Naturpark oder ein guter Dokumentarfilm über frei lebende Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum viel wertvoller.

 

Jedes Jahr organisiert ATRA eine friedliche und farbenfrohe Kundgebung mit Tierverkleidungen und Verteilung von Flugblättern in der Innenstadt von Lugano: Das machen wir einige Wochen vor dem Beginn der Zirkusaufführungen, damit wir die Öffentlichkeit informieren, noch bevor die Eintrittskarten für die Vorführungen gekauft werden. Die Kundgebung ist nicht nur gegen Zirkus Knie, sondern gegen alle Aufführungen, die Tiere benutzen und ausnutzen. Das Ziel ist, die Menschen über die Lebensbedingungen von Tieren zu sensibilisieren, die in Gefangenschaft sind, wobei sie sich bei den lächerlichen Vorführungen in einer Weise verhalten müssen, die überhaupt nicht ihrer Natur entspricht.   
 

Ebenso soll eine authentische Zirkustradition gefördert werden, ohne Sklaven in Käfigen, sondern ausschliesslich aufgrund von Bravour, Können und Geschicklichkeit menschlicher Artisten – ein „menschlicher“ Zirkus in jedem Sinn, mit Respekt für das Leben, wie zum Beispiel der „Cirque du Soleil“ (ein international bekannter kanadischer Zirkus), der „Cirque Ronaldo“ (aus Belgien) der „Cirque Baroque“ (aus Frankreich) und auch andere. ES LEBE DER ZIRKUS… ABER OHNE TIERE, damit der Zirkus als Kunst angesehen wird, und nicht als Quälerei.